Altarwand-Gemälde für die Markusgemeinde Erlangen-Spardorf.
Titel: „Das Kreuz ist rund“, ca. 200 x 400 cm, Acryl und Holz 5-teilig.
Künstler: Siegfried Arno Gottlieb Angermüller.
Für einen neutralen Gottesdienst-Versammlungsraum wurde 2001 ein Altarbild in Auftrag gegeben um optisch einen kirchlichen Akzent zu setzen.
In einem Modellentwurf hat der Heidelberger Künstler SAGA (Siegfried Arno Gottlieb Angermüller) ein scheinbar dreidimensional wirkendes Objekt-bild entworfen, welches ohne Schwerkraft den Raum bereichern möge. Ein Monument-ähnlicher Mittelteil wird dabei von einem raumgreifenden Band durchzogen.
Bei näherer Betrachtung ergeben sich zahlreiche Assoziationen. Auffällig ist zunächst die Vierteilung des Mittelteils, wobei die symbolträchtige „4“ möglicherweise an die vier Christusnachfolger (Evangelist Markus, Apostel Petrus, Paulus und Johannes) oder an die vier Elemente (Feuer, Wasser, Luft, Erde) denken lässt.
Sehr auffällig ist hierbei die differenziert aufgemalte Farbe BLAU. Dieses Ultramarinblau aus dem Lapislazuli-Mineral hat vor allem in sakralen Zusammenhängen eine große heilige Qualität. Nicht ohne Grund wurden und werden seit Jahrhunderten Darstellungen von Gottvater, Jesus und Maria allermeist in blaue Gewandungen gehüllt. Denn Blau steht bei der übersinnlichen Empfindung des Menschen erfahrungsgemäß für Spiritualität, Sehnsucht, Verbundenheit, Zufriedenheit, Frieden.
Aus diesem Grund war und ist Ultramarin-Blau als die kostbarste aller Farben, vor allem im Mittelalter, gerade mal gut genug für göttliche Transformationen. Albrecht Dürer musste zum Beispiel beim Kauf von nur 30 Gramm Ultramarin-Pigmenten ganze 42 Gramm Blattgold hinblättern.
Weitere Assoziationen, die sich dem Betrachter auftun können, erinnern bei der linken Hälfte an die beiden Gesetzestafeln und in der rechten Hälfte an ein Buch, also die Bibel (hier mit 5 Seiten angedeutet. So zum Beispiel für das fünfteilige Buch Mose (Pentateuch oder die Thora) oder das fünfteilige Buch der Psalmen oder die 5 Brote bei der Speisung der 5000, oder die 5 Wunden Jesu oder die Zahl 5 in der Offenbarung).
Weiterhin gibt es noch zu den beiden senkrechten Hälften eine horizontale Teilung. Sie erscheint wie eine Bruchkante, so gezackt, so bissig, so schmerzhaft, so verletzend in Anlehnung an die Wundmale Jesu.
Insgesamt gesehen sind schließlich die 4 blauen Teile auf ein bedeutungsvolles goldenes Zentrum hin ausgerichtet, wo durch die horizontale und vertikale Spaltung ein goldenes Kreuz aufscheint und aus einer österlichen Sonnenscheibe hervortritt.
Alles dies wird getragen und bewahrt durch ein tief schwingendes dreidimensionales Band mit Illustrationen aus dem Markus-Evangelium. Beginnend mit dem Wasser der Taufe, dann dem Löwensymbol für Markus und weitere Detail-Botschaften führt dieses Band hinauf zu den reinigenden Flammen des Heiligen Geistes. Dabei ist die durchgängige Farbe Rot bewusst gewählt als die Farbe der Liebe.
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, dass auf der Rückseite des Objektbildes ein Kästchen angebracht ist, in welchem ein Zettel mit einer passenden christlichen Botschaft versteckt ist, welchen der Künstler bei einem Aufenthalt im Vatikan auf der Straße gefunden hat.
Zusammenfassend sei gesagt:
Die Funktion eines religiösen Bildes ist vor allem meditativ. Bilder weisen auf das Unsichtbare hin. Sie führen Suchende in tiefere Schichten des eigenen Ichs. Menschen brauchen Bilder über Gott, um die Nähe des Unsichtbaren zu erfahren. Nach C.G. Jung wirken derartige Bilder oft heilend und helfend.
Und schließlich noch ein Zitat aus dem Warschauer Ghetto:
Ich glaube an das Licht der Sonne, auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe.
SAGA 2025